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Ein aufregendes & spontanes Wochenende

Trainings-& Turnierwochenende

 

Das Turnier in Dachtmissen stand ja nun schon länger auf meiner Liste. Aber ich machte mir doch etwas sorgen um die Kandaren L, die ich genannt hatte, zumal es meine allererste Kandaren L werden sollte.

Der Bub ging nach dem Lehrgang im Mai echt schön und ich war so glücklich, dass wir das Erlernte auch so gut zuhause umsetzen konnten. Ich merkte aber doch so circa nach gut zwei Wochen, dass es wieder schwieriger wurde.

Ich bemühte mich wirklich sehr, an alles zu denken, was wir gelernt haben, ich war auch immer positiv eingestellt und sehr motiviert, aber die Leichtigkeit ging irgendwie etwas verloren. Ich konnte nach gewisser Zeit einfach nicht mehr einschätzen, ob ich wieder bewusster hinten im Sattel platznehmen muss, oder ob ich dies nun vielleicht sogar schon automatisch machte. Ich konnte nicht so richtig erfühlen ob das Maß des Platznehmens im Sattel noch so stimmte.

Ich vermisste auch ‘das Pferd vor mir zu haben’ und etwas Schub aus der Hinterhand, einfach dieses tänzerische. Es war zwar jammern auf hohem Niveau aber zuletzt habe ich es einfach nicht mehr so schön nachreiten können, ich war mir langsam wieder unsicher.

 

Eine halbe Woche vor dem Turniertag in Dachtmissen bekam ich eine Mail, dass am Wochenende bei einem weiteren Lehrgang in Luhmühlen noch Plätze frei geworden sind.

Diese Mail bekam auch eine Stallkollegin und sie fragte mich direkt, ob ich nicht Lust hätte nur am Samstag teilzunehmen, so als Turniervorbereitung. Ich überlegte hin und her… am Sonntag dann noch zwei Prüfungen reiten und am Samstag den Lehrgang, hmmm, dann habe ich selbst ja gar nichts mehr vom Wochenende?!

 

Ich trat mir selbst in den Hintern und sagte zu. Schaden konnte es ja nicht und so manch anderes Pferd geht jedes Wochenende zwei Tage hintereinander auf Turnier und eigentlich hatte ich auch Zeit. Also sattel’ die Hühner!!

 

So fuhren wir Samstag noch einmal nach Luhmühlen für eine Trainingseinheit. Danach war ich doch froh, dass meine Stallkollegin mich überredet hatte, denn es war wieder sehr aufschlussreich und ich wusste, dass ich in den vergangenen Wochen nicht schlecht mit meinem Pferd gearbeitet hatte.

‘’Der ist ja schon viel gerader’’ zauberte mir ein Lächeln ins Gesicht. Die Einheit war anstrengend, da der Bub in der Hand etwas schwer war, aber dennoch trat er fleißig und schneller unter den Schwerpunkt, wenn ich schnelle Impulse gab. Ich ließ vorne einfach nicht genügend los. Das war mein Fehler, irgendwie bin ich erst zu Schluss darauf gekommen. Das schnell sein mit dem Schenkel und das richtige Timing fällt mir noch schwer, aber ich habe gemerkt, wie viel uns das bringt und wie toll West-End darauf reagiert, wenn ich es denn mal gezielt und gut dosiert hinbekomme.

 

Nach wie vor fand ich toll, dass der Reiter korrigiert und auf die Einwirkung eingeht, das Sitzen, das Fühlen. Denn genau das ist auch meine Vorstellung von feinem Reiten - das Pferd über den Sitz zu reiten und zu parieren, das Pferd schnell und fleißig am Schenkel zu haben, das Reiten über Impulse und nicht über Dauerquetschen und klemmen. Wir fuhren zufrieden aber etwas erschöpft nach Hause.

 

 

Am Sonntag begann mein Morgen dann um 06.45. Ich stand auf, aß einen Joghurt mit Müsli, machte mich fertig und schlüpfte in meine Stallklamotten und packte noch das restliche Turnierequipment ein. Eigentlich waren das nur noch meine Turnierklamotten, Geld und der Pferdepass. Im Stall angekommen putzte ich den Bub ausgiebig, flechtete ihn ein und stellte ihn noch einmal in die Box zum Pinkeln und fressen. Derweil checkte ich, ob ich alles eingepackt hatte, fegte den Putzplatz und legte Transportgamaschen und Fliegendecke bereit.

 

Pferd eingepackt - und auf ging die wilde Fahrt.

Auf dem Weg sammelte ich noch meine liebe Mama ein, die den TT spielte.

Als wir geparkt hatten, warf ich ein Blick aufs Handy und auch die gemeldeten Reiter für die Dressur A**: 27 von 47. Ich entschied direkt fertig zu machen, ohne zur Meldestelle zu gehen und erst noch auf die Starterliste zu schauen. Alles richtig gemacht! Als ich auf dem Pferd saß, hatte ich noch eine halbe Stunde zur Vorbereitung, das ist relativ wenig, weil ich gerne bis zu 20 Minuten Schritt reite und der Bub beim richtigen Abreiten auch noch etwas Zeit braucht, bis er locker ist.

Heute hatte ich aber Glück, oder die Trainingseinheit von gestern machte sich bezahlt. Als ich antrabte fühlte sich mein Pferd direkt locker und beweglich an. Ich ritt ein paar Übergänge, legte ein, zwei Mal im Galopp und Trab zu, richtete noch einmal rückwärts und schon sollte ich in die Vorbereitungshalle hochreiten. Inzwischen hatte sich auch noch mein Papa zum zugucken eingefunden, was mich sehr freute!

In der Halle machte ich mein Pferd nochmal etwas flotter und aufmerksamer am Schenkel. Als ich dann ins Prüfungsviereck ritt, war ich wirklich relaxt. Die zweite Reiterin ließ noch etwas auf sich warten und so konnte ich meinem Bub in Ruhe das Viereck zeigen.

 

Die Aufgabe verlief ziemlich sicher, jedoch war der Boden um einiges tiefer, als auf den Abreiteplätzen und daher hatte ich das Gefühl, wir kommen gar nicht aus dem Quark.

Ich war aber zufrieden und rechnete mit einer guten 6er, vielleicht 7er Note. Es wurde eine 6.6, mit der wir auf dem 6. Platz landeten.

Nach der Siegerehrung machten wir eine kleine Pause und ließen Bubi etwas saufen, machten den Sattelgurt locker. Absatteln lohnte sich aber nicht, da wir in 45 Minuten schon wieder unseren Start in der L Kandare hatten. Ich trenste ab und drückte das Pferd meinem Papa in die Hand. Jetzt hatte ich auch kurz Zeit einmal durchzuatmen und etwas zu trinken. Danach tüddelte ich die Kopfnummern von der Trense an die Kandare und putzte meine Stiefel einmal über und weiter ging die Reiterei.

Beim Abreiten für die Kandaren L war der Bub sehr guter Dinge, er war locker und zufrieden und es klappte alles wirklich überraschend gut, auch die einfachen Wechsel, die bei uns gerne mal über Trab sind.

In der Prüfung war er überraschend cool, obwohl es ein anderer Platz war, als der für die A Dressur. Es hätte also neues Glotzpotenzial gegeben, er war aber relativ gut bei mir. Einzig der Boden war hier auch wieder tiefer, das machte ihm etwas zu schaffen. Ich hatte keine groben Fehler in der Aufgabe, nur dass er mir genau vor dem einfachen Wechsel zum Handgalopp umsprang, aber nur mit der Vorhand. Der Fehler ging natürlich auf meine Kappe, ich klemmte oben und wollte ihn noch das letzte Stück zum Wechsel ‘hindrücken’. Dabei hätte ich einfach nur mehr an Linksgalopp denken müssen und mich mehr mitnehmen lassen müssen.

Dafür war der Mittelgalopp wirklich spitze, auch die Trabtour gefiel mir ganz gut, ich kam ganz gut zum sitzen. Leider musste ich aber am Ende des ersten Mitteltrabes doch noch kurz leichttraben, weil er nicht mehr durchzog, das war beim zweiten Mitteltrab schon viel besser.

Insgesamt hätte er einfach noch einen ticken frischer sein können, noch durchlässiger und schneller mit dem Hinterbein.

Ich muss lernen den Schritt mehr herauszulassen und mich trauen, die Zügel mehr hinzugeben, dann zeigt er seinen guten Schritt ja auch. Der Außengalopp war etwas verkrampft, dann das umspringen...

 

Zuhause können wir das auf jeden Fall besser, aber jetzt weiß ich, woran wir für die nächste Prüfung auf Kandare noch feilen müssen um eine 6er Note zu bekommen. Hier bekamen wir eine 5,6, mit der wir genau in der goldenen Mitte landeten. Mit dem Ergebnis war ich für unsere erste L-Kandare aber sehr zufrieden.


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